Die Erstellung von Abschlussbestätigungen
Als diese Ausbildung noch unter dem Titel "Runenausbildung" lief, gab es schlicht und einfach eine Abschlussbestätigung. Ich vertrat die Ansicht, falls ein Teilnehmer dieses Wissen beruflich umsetzen will, wird er seine Klienten finden, wenn er gut ist. Wenn er nicht gut ist, dann nützt ein Zettel an der Wand auch nichts. Aus diesem Grund wurden derartige Bestätigungen von mir strikt abgelehnt. Erst als diese große Änderung kam, Vitkuna als solches geboren wurde und ich mir diesen Namen habe rechtlich schützen lassen, entstand die Idee, die Leistung der Teilnehmer in diesen zwei Jahren auch mit einer entsprechenden Abschlussurkunde zu würdigen.
Die Überlegungen dazu
Was ich keinesfalls wollte, wären irgendwelche Zettel gewesen, die mit Seriendruckfunktion erstellt und dann ausgeteilt werden. Mir war es wichtig, die Anerkennung dessen, was meine Teilnehmer diese beiden Jahre gemacht haben, deren persönlicher und fachlicher Weiterentwicklung und auch deren Durchhaltevermögen entsprechend zum Ausdruck zu bringen.
Daher war die Idee zu einer handgeschriebenen Urkunde geboren. Es gab dann noch verschiedene Überlegungen auch was eine eventuelle vegane Variante anbelangt, die dann aber wieder verworfen wurde.
Das Pergament
Als Beschreibstoff habe ich Ziegenpergament gewählt. Also eine entsprechend behandelte Ziegenhaut. Dieser Beschreibstoff wird nachweislich seit über 2.200 Jahren verwendet. Nachdem auch die Urkunden der Nobelpreisträger auf Pergament geschrieben sind, scheint mir dieser Beschreibstoff für meine Teilnehmer optimal geeignet. Natürlich ist jedes dieser Häute ein Unikat Jedes hat seine eigenen "Fehler" durch Narben oder Pigmentveränderungen. Jedes beschreibt sich ein wenig anders. Manche müssen auch nachbearbeitet werden wie etwa nochmals entfettet oder mit Bimsstein aufgerauht.
Die Pergamente verändern sich auch ein wenig je nach Luftfeuchtigkeit und ich bin daher immer gespannt, wie die Teilnehmer diese Urkunden in ihrer Praxis an der Wand befestigen.
Die Feder
Als Feder verwende ich meist die Schwungfeder von Pfauen oder von Gänsen. Ich achte darauf, dass diese nicht ausgerupft wurden sondern von selbst ausgefallen sind. Der Unterschied macht sich in der Härte der Spitze bemerkbar. Der Nebeneffekt ist, dass ich sie daher nicht härten muss. Das Härten von Federn geschieht in einer Schale mit Sand, der im Backrohr erzitzt wurde und in das ich die Feder, falls sie zu weich sind, stecke.
Die Feder wird zugeschnitten und mit einem Schleifstein auch entsprechend zugeschliffen. Da Pergament sehr rauh ist, nützen sich die Federn sehr rasch ab und ich bearbeite sie nach ein oder zwei Absätzen nach. Der Grund, warum ich mit der Feder schreibe liegt in der Verwendung der Eisengallustinte.Diese ist stark ätzend und greift Metallfedern sofort an. Schon nach einigen wenigen Zeilen ist dann ein Kratzen am Papier zu bemerken. Das Schreiben wird dann unangenehm.
Die Tinte
Ich schreibe mit einer selbstgekochten Eisengallustinte. Die Hauptbestandteile sind Galläpfel, die ich im Mörser zu Pulver zerstoße, Eisenvitriol und Gummi arabicum. Es gibt verschiedene Rezepte die überliefert sind. Ich habe ein Rezept gefunden, das aus einem Kloster stammt und im 15. Jahrhundert niedergeschrieben wurde. Darin ist der Anteil von Gummi arabicum sehr hoch was sich positiv auf die Qualität der Tinte auswirkt. Daher greift die Tinte den Beschreibstoff weniger stark an. Diese Tinte ist seit über 2000 Jahren in Gebrauch und ist lichtecht sowie wasserfest. Es ist durchaus möglich, falls das Dokument verstaubt, dieses mit einem feuchten Tuch zu reinigen.
Da ich ein hochwertiges Rezept zur Verfügung habe, ist der sogenannte Tintenfraß minimiert. Eisengallustinte frisst sich mit der Zeit durch den Beschreibstoff. Also eventuell sollte in 1.500 Jahren mal ein Restaurator einen Blick auf meine Zertifikate werfen. Bis dahin braucht man sich aber keine Sorgen zu machen.
Die Schrift
Ich habe eine Renaissance-Kursive gewählt. Also keine kalligraphische sondern eine Schreibschrift. Diese stammt ursprünglich aus einer Zeitung (!) in der von diversen Geschehnissen berichtet wird. Diese Schrift, die vermutlich urspünglich von einem Linkshänder stammt, wurde auf meine Handschrift hin adaptiert und es wurde geachtet, dass der Duktus der Schrift und dieser Zeit dabei nicht verloren geht.
Dadurch wird natürlich diese Urkunde sehr schwer lesbar. Der Leser muss sich damit beschäftigen, damit sie sich erschließt. So wie der Vitkuna-Anwender seine Zeit brauchte um diese intensive Ausbildung zu absolvieren.
Abschließende Worte
Die Rückmeldungen zu diesen Zertifikaten sind sehr gut. Sie werden als sehr gediegen und "besonders" erlebt. Auch mir macht es viel Freude diese Zeit in das Schreiben zu investieren und es ist mir jedesmal ein besonderes Vergnügen und eine Ehre diese Urkunden auszuteilen.
2 Comments
Diese Abschlußzertifikate sind wirklich nicht gewöhnlich, sondern etwas ganz Besonderes!
Als Josef sie uns übergab, war dies für mich ein ganz spezieller Moment. Mein Unikat in den Händen zu halten, das sich so wunderbar anfühlte. Ich war und bin auch heute noch unheimlich stolz darauf.
Die Urkunde hat bei mir einen Ehrenplatz an der Wand im Schlafzimmer neben meinem Bett. Ich sehe sie wirklich jeden Abend und Morgen bewußt an, nehme ihre Veränderungen war und erfreue mich an ihrer Schönheit. Ziegenpergament lebt, es verändert sich jeden Tag. Je nach der Luftfeuchtigkeit im Raum sieht meine Urkunde immer etwas anders aus.
Ich danke dir Josef für diese außergewöhnliche und wundervolle Bestätigung unseres 2jährigen Seminarabschlußes!
Servus Ulrike!
Es war mir eine Freude, Euch über diese Zeit zu begleiten und meine Hochachtung vor Eurer Leistung mit dem Schreiben dieser Urkunden auszudrücken.